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        Das Alter ist in der öffentlichen Wahrnehmung eher  problematisch, Stichwort Altersarmut und auch in Bezug auf die altersspezifischen  Krankheiten wie Alzheimer und Demenz. Die Kernaussage dieses Buches in einem  Satz: Ein vernünftiges und gesundes Leben ist die beste Altersvorsorge. Oder  anders herum, im Alter zeigt sich, was man im Leben falsch gemacht hat oder  wozu man im Leben keine Chance hatte. Faire Bedingungen im Erwerbsleben wären  beispielsweise die beste Möglichkeit, um Altersarmut zu verhindern. Und auch  die genannten Alterskrankheiten werden zumindest teilweise durch die Lebensführung  in jungen und mittleren Jahren begünstigt oder eher unwahrscheinlich gemacht. Altersvorsorge  bedeutet heute eben nicht nur, für eine ausreichende Rente zu sorgen, sondern  auch auf den Körper zu achten, sowie sich geistig und sozial zu fordern. Dass  es im Alter mehr oder weniger schnell bergab geht, lässt sich nicht verhindern,  aber man kann beeinflussen, aus welcher Höhe man und mit welchem Tempo man ins  Tal gelangt. Um im Bild zu bleiben, auch der Abstieg hat seine Reize und  Risiken. Lucia Berlin: A Manual for Cleaning Women, London (UK) 2016 “The ride from city jail goes along top of the hills above the bay. The avenue is lined with trees and that last morning it was foggy, like an old Chinese painting. Just the sound of the tires and the wipers. Our leg chains made the sound of oriental instruments and the prisoners in orange jumpsuits swayed like Tibetan monks” (Here it is Saturday, S. 363). Dieser Anfang einer der insgesamt 43 Geschichten (plus „Foreword“, „Introduction by Stephen Emerson“ und „A Note on Lucia Berlin“) ist einerseits typisch und andererseits untypisch. Untypisch, weil Lucia Berlin hier aus einer männlichen Perspektive schreibt, ansonsten fast ausschließlich aus einer weiblichen in der ersten Person, deren Erlebnisse und Erfahrungen sehr dicht an denen der Autorin sein dürften. Typisch ist dagegen ihr Stil, ihre Lakonie, ihr überraschendes und ironisches Arrangement der Bilder: Die Fußketten der Sträflinge klingen wie orientalische Instrumente, und die Knackis sehen in ihren orangenen Overalls wie tibetanische Mönche aus. Damit sind wir bei den wesentlichen Elementen der Berlinschen Erzählkunst, die sich zum einen auf ihre bewegte Biografie stützt, zum anderen auf eine Sprache, die so frisch, überraschend, wie faszinierend, und immer wieder mit genialen Formulierungen daherkommt. Zur Biografie: 1936 in Alaska geboren (sie starb 2004), ihr Vater war im Bergbau tätig und viel unterwegs (mit Familie), zeitweise auch in Südamerika. In ihrer Familie gab es eine Neigung zum Alkoholismus; sie selbst war auch lange Jahre abhängig. Viele ihrer Geschichten handeln davon: Trinken, Abstürze, Entzug usw. In solchen Storys klingt sie dann schon mal nach Bukowski. Sie war drei Mal verheiratet und hatte vier Kinder. Sie hatte von Jugend an ein schweres Rückenleiden und war häufig in ein Korsett gezwängt, häufig Außenseiterin in den Schulen und in Colleges, in denen sie meist nur kurz blieb. Aber auf den Fotos und Videos kann man auch sehen, dass sie eine schöne Frau war. Eine schöne Frau, die das Leben zu genießen wusste. In manchen ihrer Geschichten erinnert sie mich an Hemingway und seine Nick Adam Storys. "Without any teeth, his face was like a skull, white bones above the vivid bloody throat. Scary monster, a teapot come alive, yellow and black Lipton tags dangling like parade decorations.” (Dr. H.A. Moynihan, S. 14 f) Hier schildert die Ich-Erzählerin, wie sie ihrem Großvater, der Zahnarzt ist, die Zähne zieht, nur mit Whiskey als Betäubungsmittel. Der Großvater zwingt sie dazu, und das Ganze ist ein abstruses Martyrium für beide in Blut, Alkohol, Schweiß, Urin und Tränen. Wenn man bedenkt, dass sie in den 1960er Jahren zu schreiben und später zu veröffentlichen begann, (Buch-Veröffentlichungen erfolgten in den 1990ern), muss man sich auch über ihre, für amerikanische Verhältnisse freizügige Sprache wundern: „Oh God, well, and I didn’t know, either, so I asked her if I could get pregnant if I swallowed Cletis’s come“ (Tiger Bites, S. 71).  Lucia Berlin wird derzeit wiederentdeckt und das zu Recht,  ihre Erzählungen sind grandios, unverwechselbar und eröffnen uns eine literarische  Welt, die wir so noch nicht gekannt haben. Der neue Don DeLillo: Zero K (Besprechung in Englisch) „Why not follow our words bodily into the future tense?“  This   quote from DeLillos new novel perfectly summarizes its plot and   philosophical topics. There is a facility somewhere (Ukraine,   Uzbekistan, Mongolia?) where people’s bodies are prepared for   resurrection in some future tense. Be this science-fiction or hidden   presence, it’s very strange, maybe frightening, outlandish: ““Do you   speak the language spoken here?” – “My entire body rejects it.” – This   was encouraging.” Zwei neue Romane von TC Boyle: San Miguel:  Der Ausgangskonflikt der Handlung in Boyles "When the  Killing’s Done" ist ein geradezu klassisch tragischer: Wie immer sich die  Protagonisten verhalten, sie machen sich schuldig. In der griechischen Tragödie  muss der Held diese Schuld alleine auf sich nehmen, bei Boyle wird die Schuld  auf zwei Schultern verteilt, auf die der Heldin Alma und die des Helden Dave  nämlich. Die beiden Romane sind auch ein schönes Beispiel dafür, wie ökonomisch Boyle mit Recherche-Ergebnissen umgeht. Aus eins mach zwei, gewissermaßen. Die Links zu When the Killing's Done und San Miguel. © by Klaus-Dieter Regenbrecht, Koblenz im dezember 2012  |