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Warum ich meine Leser nicht gendere. (September 2021)

Gender-Grammatik: DIE Männer sind weiblich, DER Frauen Geschlecht ist männlich. DAS Geschlecht ist weder männlich noch weiblich. 

Das Sternchen, der Doppelpunkt, der underscore oder die Pause stehen für sexuelle Orientierung: lesbian, gay, bisexual, transgender, queer (or sometimes questioning), and two-spirited. Wer also seine Leser:innen anspricht, sagt de facto „liebe heterosexuelle Leserin, lieber hetersexueller Leser, liebe homosexuelle Leserin, lieber homosexueller Leser, liebe/r bisexuelle Leser, Leserin, liebe/r transgender Leser, Leserin, liebe/r queer Leser, Leserin“ usw. Mit LGBTQ2 werden also auch Schüler:innen der Grundschule angesprochen.

Und (provokant gefragt): Warum lassen sich LGBTQ2 freiwillig mit einem Stern kennzeichnen?

Warum um alles in der Welt soll ich meine Leserinnen und Leser mit einer Auflistung ihrer möglichen sexuellen Orientierungen begrüßen? Vorstellbar ist das allerdings für eine explizit erotische Veranstaltung. Anonsonten interessiert mich ihre sexuelle Orientierung nicht und ich denke, sie geht mich auch nichts an. Warum sprechen Politiker ihre Wähler:innen mit ihrer sexuellen Orientierung an und nicht mit ihrer politischen? Warum nicht mit ihrer Schuhgröße, ihren Essensgewohnheiten oder ihrer religiösen Identität von Atheisten bis zu zölibatären Ordensleuten?

Die öffentliche, zwanghafte Identifikation von Menschen über ihre sexuelle Orientierung halte ich für einen Verstoß gegen das Grundrecht der Selbstbestimmung. Es ist eine unnötige Sexualisierung der Sprache, also sexistisch, und damit absolut kontraproduktiv. Die dominante Präsenz der Geschlechtlichkeit und sexuellen Orientierung in der Alltagssprache stellt eine Diskriminierung der Menschen dar, die sich nicht, noch nicht oder nicht mehr über ihre Sexualität identifizieren. Dass Kinder geschlechtlich sind, dass sie eine Sexualtät haben, ist unbestritten. Unbestritten sollte aber auch sein, dass diese Sexualität eine andere ist, als die der Menschen nach der Pubertät. Wenn das nicht anerkannt wird, kommen wir erneut in eine unsägliche Debatte um Phädophilie. Menschen verändern sich hormonell auch nach der Menopause. Das kann sich bis in die Physiognomie des Menschen verdeutlichen, wenn man beobachtet, wie sich ältere Männer und Frauen manchmal immer weniger unterscheiden.

Wäre diese Anrede: "Sehr geehrte lesbische, schwule, trans, queer und sonstig sexuell orientierte Damen und Herren" wirklich für alle gesellschaftlichen Anlässe geeignet? Wie sonst wollte man die "Damen und Herren" korrekt gendern?

Damit auch das klar ist: Ich bin für die wirkliche Gleichberechtigung der Geschlechter und außerdem der Meinung, dass niemand aufgrund seiner sexuellen Orientierung Diskriminierung erfahren darf. Die sprachwissenschaftliche Diskussion bezüglich grammatikalischem und biologischem Geschlecht ist ja auch in vollem Gange. Und das ist, gerade wegen der Besonderheiten der deutschen Sprache in dieser Hinsicht, auch gut so. Nach meiner Einschätzung wird es ziemlich bald auf eine Ächtung des Genderns im öffentlichen Bereich hinauslaufen.

Ich werde mich nie in erster Linie als heterosexuellen, deutschen, alten, weißen Mann begreifen, sondern immer als Menschen, als denkenden und fühlenden Menschen.

Dem progressiven Impuls der überwiegend feministischen Intelligentia folgt die Ernüchterung. Mit gut gemeinten, aber falschen Mitteln, oft kommentiert mit "tut ja keinem weh", kann man nichts Gutes erreichen. Das sollte man im Interesse der Sache anerkennen. Der Sache "diversity & inclusion" erweist man nämlich einen Bärendienst und gibt den falschen Leuten Argumente an die Hand.

Der Mensch, das unbelehrbare Wesen. Wer der oder ein Lehrer sagt, meint nicht einfach die weiblichen Lehrer mit, sondern lässt es völlig offen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt, der/die diesen Beruf ausübt. Auch wird absolut nichts über eine etwaige sexuelle Orientierung angegeben. Erst wenn man die Lehrerin sagt, macht man eine Unterscheidung zwischen einem männlichen und einer weiblichen Lehrperson. Wer dann noch ein Sternchen hinzufügt, trifft eine weitere Unterscheidung, die nämlich nach der sexuellen Ausprägung oder Orientierung.

 Die einzige offene, nicht diskriminierende Form ist also die Verwendung des generischen Maskulinums wie des generischen Femininums, die Person, der des generischen Neutrums (linguistisch verstanden), das Wesen.

Klaus-Dieter Regenbrecht, Koblenz im September 2021, zuletzt aktualisiert im Mai 2023. Abschließende Gedanken zum Gerndern hier.

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